Silvester in Berlin – ein Gedächtnisprotokoll
Kennt ihr das, wenn eine Silverster-Abend komplett ungeplant verläuft? Diesmal habe mich mich relativ bewusst drauf eingelassen. Lasst mich mal zusammenfassen: Zu wenig Mädels, viel zu viele Geeks, und trotzdem ganz anders als sonst.
- ca. 15:00: Für die letzte Nacht ziehe ich von Ellens Wohnung an der Warschauer-Str. zu den anderen LUUSA-Leuten ins Circus-Hostel an den Rosenthaler Platz. Dort gibts sogar kostenloses WLAN, und auch sonst ist es keine schlechte Location. 15 Euro pro Nacht sind echt fair fürs Angebot.
- ca. 17:00: mit der U-Bahn zum Alex. Dort Essen beim “Yogi” (und jede Menge bekloppter Fotos) und dann in irgendeine S-Bahn, powered by BVG 7-Tage-Ticket. Eigentlich wollten wir mit der Linie 100 eine Tour durch Berlin machen, aber Scotty bemerkt, dass die Strecke vermutlich gesperrt ist. S-Bahn ist eigentlich genauso gut, also rein.
- ca. 19:10: Scottys Frage, ob jemand Lust auf ein Kölsch hätte, beendet die “Stadtrundfahrt” jäh: die “ständige Vertretung” im Regierungsviertel ist unser neues Ziel. Ein echtes Stück Bonn inmitten von Berlin. Rein, eine Runde Gaffel für alle, und weiter gehts.
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ca. 19:40: Weils gerade um die Ecke ist, finden wir ziemlich schnell unseren Weg in die CCCB-Clubräumen in der Marienstraße. Die habens da recht nett, und dass sie natürlich auch Club-Mate am Start hatten,war Grund genug, um ein Weilchen dazubleiben und mit Tim
einen OS-Flamewar zu beginnenangeregt zu diskutieren. - ca. 21:30: Von der LUUSA-Fraktion sind nur noch Scotty und ich in der Marienstaße. Alle anderen haben sich ins Hostel zurückgezogen. Nachdem Scotty in die C-Base will (und ich nicht noch einen Abend in Folge Lust darauf habe) beschließe ich, ebenfalls in die Hostel-Bar zurückzukehren.
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ca. 21:35: Zwei
ziemlich besoffeneleicht angetrunkene Mädels bitten mich in der S-Bahn um meinen Platz. Ich kann ihren flehenden Blicken und dem Angebot, einmal aus der Sekt-Pulle zu nehmen, nicht widerstehen. - ca. 21:45: Ankunft in der Hostel-Bar. Die Anderen sind wie erwartet da. Die Trinkrunde, dokumentiert durch eine Reihe ziemlich übler Bilder, kann beginnen.
- 23:20: Ich kann wenigstens Christian und Lars überreden, “raus zu gehen”. Also: Jacke über, Bierglas genschappt und los. Christian zahlt Pfand für unsere Gläser. Draußen knallt es nun schon regelmäßig. Ein guter Angriffskrieg, wie er uns wohl ab Mitternacht ins Haus steht, will eben sorgfältig geübt sein.
- 23:25: Wir sind draussen, was nun? Erstmal in die U-Bahn zum Alex.
- 23:35: Wir sind am Alex. Das ging ja einfach. Aber irgendwie ist es nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Brandenburger Tor, weil viel zu voll? Nein. Siegssäule: Auch unrealistisch. Die Suche nach einer Alternative beginnt. Die Gläser sind noch heile.
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23:45: Ankunft am S-Bahnhof Friedrichsstraße. Wir haben noch 15 Minuten bis Mitternacht. Überall stehen bemalte Leute mit Luftschlagen und Konfetti in der Hand. Ich überlege, ob ich sie aufklären soll ob der Tatsache, dass es sich keineswegs
um eine Karnevalveranstaltung, sondern um Neujahr handelt, sehe dann aber davon ab. Mein Glas ist noch heile, aber mittlerweile leer. Ich habe es in die Innentasche meiner Jacke gesteckt. Hoffentlich war das eine gute Idee… -
23:55: Die Menge, die uns vorantreibt, erreicht das ARD Hauptstadtstudio. Als wir an einer Brücke stehen bleiben wollen, gibt die Polizei durch, wir sollten doch bitte weitergehen, die Aussicht von hier sei bescheiden. Ich glaube, sie wollen
nur die Brücke freimachen… -
0:00: Wir stehen auf einer Brücke zwischen Abgeordnetenhaus und Bundeskanzer
innenamt. Wildfremde Menschen fallen sich in die Arme, wir uns auch, und den fremden Menschen. Wir sehenden entgültigen Ausbruch des dritten Weltkriegesdas Feuerwerk, die Welt ist schön. -
0:10: Die erste Euphorie ist verflogen. Der Verstand setzt wieder ein. Mist, Freunde anrufen. Die Daheimgebliebenen grüßen. Und die, die auch ihr neues Jahr in einer anderen Stadt begehen wollten. Erster Kandidat, erster Versuch.
Tut-Tut-Tut. Zweiter Versuch: Tut-Tut-Tut. Mein Handy bietet zwar eine Redial-Funktion, aber die wartet 30 Sekunden zwischen den Versuchen. Ich weiß es besser und versuche mich in händischem Denial-of-Service. - 0:30: Wir haben uns vom Mob in Richtung S-Bahnhof Friedrichsstraße zurücktreiben lassen. Kurz vorher habe ich Erfolg und kann meinen Eltern sowie meinem besten Kumpel Peter gratulieren. Neben mir vernehme ich die Stimmen von Lars und Christian, die ebenfalls Neujahrsgrüße in ihr Handy brüllen. Die DoS-Attacke scheint also Erfolg zu haben, denn neben mir sehr ich andere entnervte Gesichter, die per Redial-Funktion noch nicht einen Anruf absetzen konnten.
- 0:35: Die Polizei lässt uns nicht auf den Bahnsteig. Die Beamten erzählen was von überfüllten Bahnsteigen. Ich glaube, sie wollen ihren Kollegen nur die Flucht aus der völlig überfüllten Innenstadt ermöglichen. Meine Anrufversuche gehen unvermittelt weiter. Schon vier Leute erreicht. Ein prüfender Blick in die Innentasche und in Christian’s Hand: Beide Gläser sind noch heile. Ich, sonst der Master of Desaster, bin stolz.
- 0:55: Ankunft am Alex. Schnell noch zu Burgerking. Während wir auf die Vervollständigung unserer Bestellungen warten, macht Christian ein Foto zweier Mädels und bemüht sich um Zustellung desselbigen via Bluetooth. Irgendwann klappts. Zum Dank erhalten wir ein Tischfeuerwerk. Kurz danach ist unsere Bestellung fertig. Ich stecke das Tischfeuerwerk in meine Jackeninnentasche. Für einen kurzen Moment komme ich mir vor wie in Indiana Jones IV, und frage mich, wann ich den Stalaktiten bekomme. Mit Schaudern und Sorgen um meinen ohnehin angegriffenen Rücken verwerfe ich den Gedankengang.
- 1:45: Endlich wieder am Hostel. In der Bar finden wir nur noch Marcus vor, der sich das Verschwinden von Leh und Waldemar nicht erklären kann. Christian erhält den Pfand für unsere Biergläser wieder – sie sind heile geblieben! Wir bestellen noch eine Runde.
- ca. 3:00: Ich beschließe, den Rückzug anzutreten und gehe aufs Zimmer. Waldemar und Leh liegen erwartungsgemäß bereits in ihren Betten.
- ca. 4:00: Eine junge amerikanische Dame betritt das Zimmr. Dass sie sich in Scotty’s Bett legt, der noch immer nicht da ist, registiert nur noch mein Unterbewusstsein.
- ca. 4:30: Scotty betritt das Zimmer. Als er auf sein Bett, die Zimmernummer und wieder auf sein Bett schaut, sehen meine geröteten Augen im Halbdunkel ein deutliches “WTF?” in seinem von einer harten C-Base-Nacht gezeichneten Gesicht. Die Dame muss umziehen.
- ca. 11:45: Wir wachen langsam auf. Nur Leh ist schon los, vermutlich Frühstücken und Mails lesen.
- ca. 12:45: Geduscht und sauber trete ich meinen Weg zum Frühstück an. Wir werden von der Bedienung begrüßt, die offensichtlich zwar schon um 9:30 Uhr ihren Dienst angetreten hat, davor aber scheinbar nicht mit Alkohol gespart hat. Sie hält ihren Pegel mit einer Flasche Sekt und gibt mir und Marcus, der mich begleitet hat, ein Glas aus. Nachdem wir bestellt haben, verziehrt sie uns noch Konfetti und Luftschlagen. Erwähnte ich schon, dass Berliner Neujahr mit Karneval zu verwechseln scheinen?
- ca. 14:00: Nachdem ich noch Mails gelesen habe (einzig die Mailinglisten-Reminder wünschen mir ein neues Jahr), machen sich Leh und ich auf den Heimweg. Tschüß Berlin, Es war eine nette Woche. Bis spätestens nächstes Jahr.
(The Rembrandts – Just the Way It Is Baby, kurz vor Bielefeld)
Nach der Sylvesterparty in der C-Base kam ich gegen 05:30 in mein Hostel-Zimmer zurück. Als ich mich meinem Bett näherte stellte ich fest, daß es schon belegt war. Etwas verwirrt vergewisserte ich mich, das ich mich im richtigen Zimmer aufh